Katalonien: Sezessionsprozess gestoppt. Exodus von Unternehmen hält an. Haftbefehl für Puigmontes. Neuwahlen im Dezember

Das politische Tauziehen in Katalonien geht weiter. Während führende Politiker der Sezessionsbewegung unter Anklage stehen und sich in U-Haft befinden, verfolgt der ehemalige Regierungspräsident Kataloniens, Carles Puigdemont, anscheinend die gleiche Strategie wie viele Unternehmen. Er hat seine alte Heimat verlassen und schaut von außen auf die Entwicklung in der autonomen Region. Inzwischen wurde ein internationaler Haftbefehl für Herrn Puigmontes ausgestellt. Seine Verhaftung in Belgien und Überstellung nach Spanien wird in den nächsten Wochen erwartet.

Seit dem „Unabhängigkeitsvotum“, welches den Charakter eines ordentlichen Wahlgangs wohl nicht für sich in Anspruch nehmen kann, haben etwa 2.400 Unternehmen Katalonien verlassen oder bereiten ihren Exodus vor. Es ist bereits jetzt absehbar, dass die wirtschaftlichen Folgen der Sezessionsbewegung das wirtschaftliche starke, aber hochverschuldete Katalonien belasten werden.

Auch Quellen aus Katalonien sehen einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei abnehmender Wirtschaftsleistung voraus. Damit zeigt der Trend im Gegensatz zur Entwicklung im übrigen Spanien deutlich nach unten. Gleichwohl sollte nicht verkannt werden, dass die Entwicklungen in Katalonien Spanien und auch der Idee der Europäischen Union nicht zuträglich sind.

Bedauerlich ist, dass Spanien nach einigen Jahren der wirtschaftlichen Erholung und dem Entstehen von zwei Millionen Arbeitsplätzen seit 2009 wieder als Krisenregion wahrgenommen wird. Eine Umfrage unter deutschen Unternehmen der Außenhandelskammer Madrid ergab, dass etwa 40% der in Spanien tätigen Unternehmen ihre Investitionen in Katalonien beeinträchtigt sehen.

Im Interesse aller Beteiligten sollte daher möglichst schnell eine Lösung gefunden werden, die es den Beteiligten zum einen erlaubt, das Gesicht zu wahren, und gleichzeitig die Einheit Spaniens sicher zu stellen. Es bleibt abzuwarten, ob die für den 21. Dezember 2017  angesetzten Wahlen in Katalonien eine solche Entwicklung ermöglichen.