Großunternehmen aus Spanien sehen beim ‚Brexit‘ hohe Belastungen für die spanische Wirtschaft
Wie die spanische Wirtschaftstageszeitung „Expansión“ in ihrer Ausgabe vom 30. Oktober 2016 berichtet, sehen die in Großbritannien operierenden spanischen Unternehmen bei einem ‚Brexit‘ hohe Belastungen auf sich zukommen.
Die Gründe dafür werden zum einen in der jetzt deutlich spürbaren Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro gesehen. Die Pfund-Abwertung führt bereits jetzt zu einer deutlichen Reduzierung von Dividendenzahlungen an die spanischen Muttergesellschaften und Aktionäre. Hinzukommen die Kosten für die Absicherung von Währungsschwankungen (Währungs-Swaps), die bei einem zunehmend volatileren Wechselkurs des Pfunds zum Euro für notwendig erachtet werden.
Zum anderen wird befürchtet, dass zukünftig Handelshemmnisse bestehen könnten, die sowohl den Export wie auch das operative Geschäft spanischer Unternehmen behindern bzw. durch administrative Hürden und Zölle mit Zusatzkosten belasten könnten. Für das laufende Jahr werden die Kosten des angekündigten Brexits für spanische Unternehmen auf circa vier Milliarden Euro beziffert. Besonders betroffen sind Unternehmen aus der Bau- und Infrastrukturbranche wie Ferrovial und Sacyr, Banken wie die in Großbritannien stark vertretene Banco Santander, sowie Unternehmen aus der Telekommunikations- und Energiebranche, namentlich Telefónica und Iberdrola.
Auch in Spanien wird infolge des Brexits mit einen Teilrückzug britischer Unternehmen gerechnet, was sich möglicherweise negativ auf die Büroimmobilienmärkte in den Wirtschaftszentren, namentlich in Madrid und Barcelona, auswirken könnte. Auf der anderen Seite wird damit gerechnet, dass britische Unternehmen aus der Finanzbranche verstärkt Unternehmungen auf dem Kontinent gründen, um von dort aus freien Zugang zum Euroraum zu erhalten. Hier könnte Madrid als Finanzzentrum Spaniens von einem Exodus aus der Londoner City profitieren, ähnlich wie dies für Frankfurt und Paris vorhergesagt wird.
Ob sich das schwächelnde Pfund und zukünftige Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen negativ auf den in Spanien wirtschaftlich sehr bedeutenden Tourismus aus Großbritannien auswirken wird, bleibt abzuwarten. Spanien hat im Jahre 2016 einen Rekord im Tourismus-Sektor verzeichnen können. Insofern gehen viele Beobachter davon aus, dass etwaige Rückgänge aus Großbritannien durch Zuwächse aus anderen Regionen kompensiert würden.