Katalonien: Ratingagentur S&P stellt Herabsetzung des Kredit-Ratings in Aussicht; Großbanken Caixa und Sabadell verlegen Unternehmenssitze

In der Krise in Katalonien werden nun auch in wirtschaftlicher Hinsicht erste negative Folgen sichtbar.

Einige größere nationale und internationale Unternehmen mit Unternehmenssitz in Katalonien haben in den letzten Tagen bereits angekündigt, ihren Sitz von Katalonien nach Madrid oder in andere Regionen Spaniens zu verlegen. Die beiden katalanischen Großbanken Sabadell und La Caixa werden ihren Sitz nach Valencia bzw. auf die Balearen verlegen.

Dem Vernehmen nach haben zudem viele internationale Unternehmen Pläne in der Schublade, um ihren Weggang aus Katalonien schnell umsetzen zu können. Hier droht den Katalanen ein wirtschaftlicher Schaden, der den in Jahrzehnten gewachsenen Wohlstand gefährdet. Zudem beschädigen die Vorgänge in Katalonien Spanien insgesamt, nachdem sich das Land gerade von einer tiefgreifenden Wirtschafts- und Finanzkrise weitgehend erholt hatte.

Nun hat auch die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) mitgeteilt, dass Katalonien auf die Watch-List gesetzt wurde. Man beobachte, dass die Sezessionsbestrebungen der katalonischen Regierung die wirtschaftliche Stabilität beeinträchtigen. Eine Herabsetzung des Ratings ist wohl nur eine Frage der Zeit.

Katalonien ist die wirtschaftsstärkste Region Spaniens und Sitz vieler ausländischer Unternehmensniederlassungen. Besonders gut entwickelt ist der industrieller Sektor. Es gibt viele Groß-Industrieanlagen, insbesondere im Bereich der Automobil- und Chemiesparte.

Ein überwiegende Teil der katalanischen Wirtschaftsleistung wird mit dem Export von Waren und Dienstleistungen verdient. Mehr als 80% dieser Exporte gegen nach Spanien und in die EU-Länder. Eine Loslösung von Spanien würde damit zwangsläufig dazu führen, dass Exporte durch Zölle und Einfuhrbeschränkungen behindert und im Ergebnis reduziert würden.

Es bleibt abzuwarten, ob und wie die aktuelle politische Krise gelöst werden kann. Im Interesse von Katalonien und Spanien insgesamt wäre dies sicherlich wünschenswert, auch und gerade im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung beider Regionen.